Ev. Dorfkirche Wittmannsgereuth

Christiane Linke
Ev. Dorfkirche Wittmannsgereuth

Adressdaten


  • Wittmannsgereuth 17
    07318 Saalfeld

Beschreibung


Das kleine Höhendorf Wittmannsgereuth liegt auf etwa 600 m NN westlich der Stadt Saalfeld. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes lässt sich auf das Jahr 1337 datieren. Sicher bestand schon in vorreformatorischer Zeit im Ort eine Kapelle.
Wittmannsgereuth war Filialgemeinde der Urpfarrei Saalfeld Graba. Aus dieser Zeit befinden sich zwei geschnitzte Heiligenfiguren, der heilige Sebastian sowie die heilige Barbara im heutigen Saalfelder Heimatmuseum. Deren verschlungene Wege ins Heimatmuseum lassen sich heute nur zum Teil nachvollziehen.
Die Glockenzier der großen Glocke verrät, dass diese 1509 durch Hans Obendbrodt gegossen wurde. Die Altarplatte trägt 3 gregorianische Weihekreuze. Im Jahre 1533 fand im Pfarramt Graba eine Visitation statt. Erwähnt wird dabei auch eine Kapelle in Wittmannsgereuth, in der gepredigt und Eucharistie gefeiert wurde. Der schlichte steinerne Taufstein trägt die Jahreszahl 1722.
In Ihrer heutigen Gestalt besteht die kleine Kirche seit dem Jahr 1767. Wegen Baufälligkeit wurde die Vorgängerkirche zum Teil abgerissen und unter Verwendung bestehender Mauerteile und unter Mithilfe der Wittmannsgereuther, neu errichtet.
9 Jahre später erhielt die Kirche eine erste Orgel. Mit dem Orgelbau war Justinus Ehrenfried Gerhard aus Lindig bei Kahla beauftragt worden. Die Abnahme erfolgte am 21. April 1776.
Der heute sichtbare Prospekt, das Flügelrad des Zimbelsternes inclusive der Krallenglöckchen und einzelne Pfeifen sind von diesem Instrument erhalten.

Im Jahre 1832 erhielt die Kirche eine zweite Glocke, gegossen in der Gießerei Chr. A. Mayer im nahen Rudolstadt.
1853 erhält der Ort einen eigenen Friedhof. Bis zu diesem Zeitpunkt fanden alle Bestattungen in Graba statt.
Die nächsten größeren Baumaßnahmen lassen sich auf die Jahre 1860-63 datieren. Das Kirchendach wurde neu eingedeckt und die Kirche neu ausgemalt.

Die heutige Orgel stammt aus dem Jahre 1875. Sie ist das Werk des Saalfelder Orgelbauers Ludwig Glaser. Auch dieser verwendete wie damals üblich Teile des vorhandenen Instrumentes. Im April 1875 wurde das Instrument feierlich der Gemeinde übergeben.
Am 1. Juli des gleichen Jahres schlägt ein Blitz in die Kirche ein und verursacht großen Schaden. Besonders der Dachstuhl, der hintere Innenraum und die Orgel werden durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen. Bereits im Oktober 1875 war der Schaden behoben.

1912 wird die mechanische Turmuhr eingebaut. Im 1. Weltkrieg mussten die Prospektpfeifen und die „Mayer-Glocke“ für Kriegszwecke erneut abgegeben werden. Doch schon 1926/28 wurden Glocke und Prospektpfeifen wieder ergänzt. Die Glocke wurde in der Hofglockengießerei Fa. Schilling & Söhne Apolda gegossen. Auch diese Glocke blieb der Gemeinde nicht erhalten und musste im 2. Weltkrieg wieder abgegeben werden. Aus dem Bestand eines Glockenfriedhofes konnte Ersatz beschafft werden. Die Glocke trägt den Namen „Paulus“ und die Jahreszahl 1898.

Die Gemeindeglieder haben auch während der DDR-Zeit auf Ihre Kirche geachtet. 1970 wurde unter der Orgelempore eine Winterkirche in Eigenleistung eingebaut, kleine Reparaturen und Malerarbeiten wurden realisiert.
1974 ändert sich die Zuordnung der Kirchgemeinde. Wittmannsgereuth wird dem Kirchspiel Hoheneiche zugeordnet.

Nach 1990 war mehr möglich und auch nötig. 1993 erfolgte die Neuentdeckung des Turmes und das Anbringen eines Blitzschutzes. Im Jahre 2008 begannen weitere Sanierungsarbeiten. Die Beseitigung von Hausschwamm im Dachstuhl, in der Sakristei und unter den Kirchenbänken. Schließung des Deckengewölbes, Beseitigung von Putzschäden, Rekonstruktion der Substanz und der Ausmalung der Schleierbretter an der Kanzel, des Schalldeckels der Kanzel und dessen Bekrönung, des Deckengewölbes und Ergänzung der Gloriole.
Erneuerung der Elektroinstallation und der Bankheizung in der Winterkirche. Neuverlegung des Fußbodens im Altarraum, neuer Teppich, neue Treppe zur Kanzel, Sanierung der Bleiglasfenster, Einbau einer Schiebetür im Eingangsbereich der Winterkirche. Im Außenbereich: Neueindeckung des Daches, Malerarbeiten an der Fassade, Steinmetz und Pflasterarbeiten an der Zuwegung.
2021 wurden eine elektrische Läuteanlage installiert. Beide Glocken erhielten neue Klöppel, die Turmuhr wurde einer Generalüberholung und technischen Anpassung unterzogen.

Die Wittmannsgereuther Kirche steht eigentlich verkehrt herum. Üblicherweise steht der Altar im Osten und der Turm im Westen. Hier ist dies genau andersherum. Fenster gibt es auch nur auf der Südseite, was vielleicht an der exponierten Höhenlage auf 600 m über NN liegen könnte.
Einiges bleibt noch zu tun. Der Fußboden im Kirchenschiff bedarf einer grundhaften Sanierung. Der krönende Abschluss der umfangreichen Baumaßnahmen soll dann die Sanierung der zurzeit nur sehr eingeschränkt spielbaren Orgel werden.

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